Rainer Sütterle bedankt sich bei Marion Caspers-Merk für ihren tollen Vortrag
Ärztemangel auf dem Land / Marion Caspers-Merk zeigt Lösungsansätze
Marion Caspers-Merk, die frühere Staatsministerin im Gesundheitsministerium, referierte auf Einladung des SPD Ortsvereines zum Thema „Ärztemangel auf dem Land – Wie können Kommunen unterstützen“?
Wie sehr das Thema, nicht nur hier in Zell, den Einwohnern wichtig ist war jedem klar wie die unerwartet hohe Besucherzahl ausdrückte. Der Ärztemangel macht sich im ganzen Wiesental bemerkbar und Marion Caspers-Merk konnte einige Hinweise geben wie Kommunen sich dagegen stemmen können. Im Landkreis gibt es 150 Hausärzte, wovon ca. 30 in den nächsten 4-5 Jahren in Rente gehen. Nachfolger zu finden gestaltet sich relativ schwer, so sind doch 70% der jungen Mediziner Frauen die vermehrt auf die Vereinbarkeit Familie und Beruf setzen. Diese bedeutet in der Regel, dass stärker in Teilzeit gearbeitet wird und selten in eine eigene Praxis investiert wird was weniger wirtschaftlichen Druck bedeutet.
Caspers-Merk zeigte hier mehrere Abhilfebeispiele auf:
Doc direkt, bedeutet kostenfreie Diagnose vom Onlinearzt.
Aufbau vom MVZ, medizinischen Versorgungszentren (bekannt aus Todtnau und Lörrach), was aber mindestens ein Jahr dauert.
Krankenschwestern, die vor Ort Hausbesuche machen und auch selber behandeln dürfen vor allem die Vielzahl der chronischen Krankheiten wie Bluthochdruck. Hierzu gibt es von der Robert-Bosch-Stiftung ein Werkzeug namens PORT – Patientenorientierte Zentren zur Primär – und Langzeitversorgung.
Zur Entlastung der Hausärzte wäre es auch vorteilhaft, wenn bundesweit eine einheitliche Plattform existieren würde zur schnellen Terminfindung. Dies ist auch anwendbar auf Physiotherapeuten und weitere Gesundheitsberufe.
Insgesamt gebe es so viele Ärzte wie nie, jedoch am falschen Ort wie in Kliniken oder Städten.
Wichtig ist es ebenso, dass die Mobilität organisiert wird und unnötige Krankenhausaufenthalte entfallen.
Efringen-Kirchen hat sich hierzu ein Modell geschaffen über ein Rufbussystem wo Ehrenamtliche die Menschen nach vorheriger Anmeldung zu Hause abholen und sie zu Ärzten oder anderen Terminen fahren. Dies muss zwingend unter Verantwortung der Kommune fallen. Wobei wichtig ist, dass eine Aufwandsentschädigung gezahlt werden muss, schließlich kann nicht alles kostenlos den Ehrenamtlichen aufgebürdet werden wie ein Besucher zu Recht kritisch anmerkte.
Etliche der anwesenden Physiotherapeuten bemängelten die überbordende Bürokratie, so dass im Endeffekt 7,5 min Behandlungszeit pro Patient bleiben. Auch vom Arzt fehlerhaft ausgestellte Rezepte führten oftmals zu einer Nichtbezahlung durch die Krankenkassen.
Ganz klar hat sich in der Diskussion herauskristallisiert, daß sich die Kommunen im Gegensatz zu früher, mehr der Verantwortung stellen müssen und selber Lösungsansätze suchen. Die SPD-Fraktion wird sich auch zukünftig dieses wichtigen Themas annehmen und gemeinsam muss hier für unsere Stadt eine gute Lösung gefunden werden.